Dieser Reiseabschnitt führt uns von der malaysischen Insel Langkawi entlang der thailändischen Südwestküste um die Phang-Nga-Bucht herum auf die Insel Phuket. Herausragend ist diese Etappe bezüglich der Landschaft, einhergehend mit umfangreichem Tourismus und erstklassigen Outdoor-Möglichkeiten jenseits des Radfahrens. Auch einige Begegnungen mit Tieren werden uns in Erinnerung bleiben.
Beispielsweise sehen wir eine Paradies-Schmuckbaumnatter, eine sogenannte fliegende Schlange. Sich von Bäumen fallen lassend, kann sie im Gleitflug Strecken zurücklegen – ganz ohne Flughäute oder ähnliches. Unser Exemplar befindet sich jedoch am Boden und würgt eine dem äußeren Anschein nach viel zu große Echse hinunter.
Wir sehen Affen der Art Südlicher Brillenlangur – auffallend schlanke Affen mit lustiger Frisur und Ringen um die Augen (Brille) – also etwa meine Erscheinung.
In einem Elefantencamp kann Lara den Kolossen Bananen in den Rüssel geben und diese anfassen.
Für große Aufregung sorgt jedoch der ausgesprochen schmerzhafte Kontakt Laras mit einer Nesselqualle. Laras entsetzliches Geschrei ruft das Personal eines benachbarten Hotels als quallenerfahrene, richtig handelnde Ersthelfer auf den Plan (Behandlung mit Essig). Dieses legt uns nahe, ins Krankenhaus zu fahren, und es folgt eine rasante, circa 20 Kilometer lange Taxifahrt auf die andere Seite Langkawis ins einzige Krankenhaus der Insel. Nach Gabe eines Schmerzmittels und eines Antiallergikums vergehen die Schmerzen, und nach etwa einer Stunde können wir das Krankenhaus verlassen. Die Spuren auf der Haut vergehen in den nächsten Tagen zum größten Teil. Der psychologische Schaden allerdings ist noch nicht vollständig überstanden, was sehr bedauerlich ist, hat Lara ihre Schwimmfähigkeiten auf der Reise doch stark verbessert und war bis dahin angstfrei, ist vom Boot ins Meer gesprungen und ähnliches.
Nach diesem Abschiedskuss aus Malaysia setzen wir von Langkawi direkt auf’s thailändische Festland über. Auch hier, im äußersten Süden des Landes, ist die Bevölkerung zum größten Teil muslimisch. Erst in den nächsten Tagen werden die Moscheen weniger, buddhistische Tempel zahlreicher. Zunächst ist der hervorstechendste kulturelle Unterschied gegenüber Malaysia der Umstand, daß die hiesige Sprache über ein eigenes, 76-buchstabiges Alphabet verfügt. So manches nicht in lateinische Buchstaben transkribiertes Schild oder manche Speisekarte ist für uns nicht mehr als ein Muster sich stark ähnelnder Bausteine.
Nördlich der Stadt Krabi, entlang der Phang-Nga-Bucht treffen wir auf eine fantastische Karst-Landschaft. Überall befinden sich steil aufragende Kalkfelsen, teils als einzeln stehende Kegel, überwuchert mit tropischer Vegetation. Schaut der Fels aus der grünen Wand, ist dieser durchlöchert und zerklüftet, von Höhlen durchsetzt. Sinter lassen Stalaktitenvorhänge entstehen, und das Gestein wirkt, als würde es als zähe Masse heruntertropfen. Die Felsen sind gleichfalls als markante Inseln in der Andamanensee verteilt oder kesseln Meeresbuchten ein mit hellen, palmengesäumten, nur über das Wasser erreichbaren Stränden, davor türkisfarbenes Meer.
Traumstrände. Traumstrände, die man aber kaum so perfekt antreffen wird, wie es die ewig gleichen Werbefotos der Touranbieter und die Postkarten zeigen. Sie zeigen nicht den Müll gleich hinter dem Strand oder Strände, an denen sich die Touristen drängen. Beispielsweise besuchen wir die Maya Bay auf der Insel Phi Phi Leh, bekannt aus dem dort gedrehten Film „The Beach“ mit Leonardo DiCaprio. Abgesehen davon, daß der sich in einem Nationalpark befindliche Strand mit schwerem Gerät an die Vorstellungen von einem Inselparadies angepasst wurde, strömen Ausflugsboote aus allen Richtungen herbei, und es sieht aus, wie an einem heißen Sommertag in einem überfüllten Freibad. Auf der Nachbarinsel Phi Phi Don frisst sich die Bebauung in die Hänge. Der Hauptort ist größer, lauter und überfüllter als vor dem Tsunami 2004, der diese Gegend massiv getroffen hatte und einen nachhaltigen Neuanfang hätte ermöglichen können (Denise war vor 2004 schon einmal hier). Die Postkarten zeigen jedoch eine lange nicht mehr existierende, nahezu unbebaute Insel.
Traumhaft ist es hier aus Sicht des Kletterers. Klettern, Bouldern, Deep Water Soloing inmitten sensationeller Landschaft.
Untypisch für Südostasien, kann diese Gegend um die Strände Railay, Phra Nang und Tonsai und die Phi Phi Inseln auf eine, wenn auch relativ kurze, Kletterhistorie zurückblicken. So gibt es erschlossene Kletterrouten (und ein endlos scheinendes Potenzial unerschlossener Wände). Und ich kann, da ich nur einen Teil meiner eigenen Kletterausrüstung dabei habe, das noch erforderliche Material mieten.
Bouldern, seilfreies Klettern in geringer Höhe, kann ich an wunderschönen Stränden.
Und es bietet sich die seltene Möglichkeit für’s Deep Water Soloing (DWS). Dabei klettert man ungesichert an Felsen über dem Wasser, die einen freien Fall zulassen – senkrecht oder überhängend, hindernisfreies, tiefes Wasser darunter. Mit einem Longtailboot geht es zu Felseninseln im Meer, schwimmend mit Kletterschuhen an die Wand. Die Felsen sind unterspült, und nur mit vorinstallierten, frei hängenden Strickleitern gelingt es, die Felswand über meinem Kopf zu erreichen. Bei kräftigen Wellen ist das Herausklettern aus dem Wasser schon eine wesentliche physische Herausforderung der Route. Ich erklettere Höhen bis etwa zehn Metern, dann geht es im freien Fall wieder nach unten. Auch bei einem misslungenen Kletterzug würde das Wasser den Sturz bremsen. Eine tolle Erfahrung, anders als Klettern mit Seil oder Bouldern.
Leider macht uns oft der Regen einen Strich durch die Rechnung. Er verkürzt meinen DWS-Ausflug und verdirbt allzu oft ein schönes Foto. Ohne Sonne leuchtet das Wasser nicht türkisblau. Auch glasklar ist es nicht, da der einhergehende Wind Wellen entstehen lässt, die das Meer aufwühlen. Die ständige Feuchtigkeit macht es zeitweise unmöglich, unsere Sachen zu trocknen. In den Fernsehnachrichten sehen wir weggespülte Straßen, die wir am Vortag noch benutzt haben. Regenzeit eben.
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Hi Ihr lieben, schön von Euch zu lesen. Und dann so ein Schreck mit Lara und der Qualle! Ich hoffe, ihr geht es bald wieder richtig gut und sie kann wieder unbeschwert ins Meer springen.
Vom DWS würde ich wirklich gerne mal ein Foto sehen, das klingt spaßig! Übrigens sehen auch die Fotos von Eurer Paddeltour nach einem sehr schönen Erlebnis aus.
Viele Grüße aus Halle,
Ole
Hallo Ole,
und hier die bildliche Ergänzung des Textes incl. eines Eindrucks vom DWS. Ja, der Paddeltag war sehr schön, nur daß er in der letzten Minute im Wasser mit der Quallenbegegnung endete.
Liebe Grüße an die ganze Familie.
Tom
Da hätte ich mich ja wirklich noch einen Augenblick gedulden können ;) Danke für die tollen Fotos! Viele Grüße zurück – Ole.