Singapur – was für eine Stadt. Auf den ersten Blick für uns die Stadt der Verbote und Verhaltensregeln. Rauchen verboten – 1ooo Singapur Dollar (666,-€) Strafe. Essen und Trinken in der U-Bahn verboten – 500,-SGD Strafe. Durian, eine hier beliebte aber aufdringlich riechende Frucht, in der U-Bahn verboten. Linien markieren, wo man stehen soll, Schilder weisen an, das Personal anständig zu behandeln, ordentlich Warteschlangen zu bilden, Straßen nur an Kreuzungen zu überqueren oder „Be good“, ohne Nennung einer Strafe, falls man nicht gut ist. Dazu soll man ständig Leistungen auf einer Smiley-Skala bewerten zur Verbesserung der Servicequalität.
Das Ganze fängt bei der Einreise an. Wir füllen ein Formular aus, auf dem uns zuoberst bei Drogenhandel die Todesstrafe angedroht wird. Dann bekommen wir den Einreisestempel binnen Sekunden und sollen direkt dahinter die Qualität des Abstempelns mit einem Smiley bewerten.
Die ersten Nächte verbringen wir bei einem Bekannten von Denise. Er wohnt, wie hier verbreitet, in einer sogenannten Residenz, einer abgeschotteten Apartment-Wohnanlage. Im Innenhof gibt es einen großen Swimmingpool, darüber ein gläsernes Fitnessstudio, weitere Gemeinschaftseinrichtungen, Wachschutz. Alles luxuriös und eher wie eine feine Hotelanlage anmutend. Irgendwie ist ganz Singapur so eine Residenz. Unerwünschte bleiben draußen, was sich bei einem Stadtstaat, der eine Insel einnimmt leicht umzusetzen läßt, und die ganze Stadt wirkt wie eine Parkanlage. Viel Grün, alles top gepflegt, null Müll, viel Platz zwischen den Hochhäusern. Auf den breiten Straßen kaum Verkehr, was vermutlich gewollt ist, da eine Autozulassung sehr teuer ist, das eigene Fahrzeug dann in der Regel nur an bestimmten Wochentagen benutzt werden darf und gleichzeitig der öffentliche Nahverkehr relativ preiswert ist und ausgezeichnet funktioniert.
Wir haben den Eindruck, wir befinden uns in einer abgeschlossenen Versuchsstadt, in der man neue Konzepte des Zusammenlebens probiert, die Stadt der Zukunft, eine Stadt in der die Menschen umwelt- und gesundheitsbewußt leben und vor allem alle ganz lieb sind. Auf Schritt und Tritt werden die Menschen dazu daran erinnert, wie sie sich benehmen sollen. Alle machen scheinbar mit. Polizei sehen wir keine.
Sehr vorteilhaft für uns ist, daß hier verschiedene Sprachen, Religionen und Kulturen nebeneinander existieren. Man spricht malaysisch, chinesisch, englisch und alles ist auch auf englisch ausgeschildert. Neben malaysischen Muslimen gibt es viele Chinesen und Inder. Am Tag unserer Einreise beginnt in diesem Jahr der muslimische Fastenmonat Ramadan. Auf der muslimisch dominierten Insel Java hätten wir zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang nichts mehr zu essen bekommen. In Singapur gehen wir eben zum Hindu, Christen, sonstigen.
Neu für uns ist, das sich hier kaum jemand um uns kümmert. Dabei kann Lara inzwischen alle an sie gerichteten Fragen auf Englisch beantworten, denn die Antworten lauten stets „My name is Lara.“, „Four.“ und „Germany.“.
Singapur ist anders als jede Stadt, die wir bisher gesehen haben. Vom teils mülligen Chaos des zuvor bereisten Indonesiens unterscheidet es sich maximal, steht ihm im Unterhaltungswert aber in nichts nach.
Erschreckender Weise gefällt uns diese Ordnung zur Abwechslung aber ausgesprochen gut. Viel gibt es in der Stadt zu sehen, und auch für Lara gibt es reichlich Attraktionen – Aquarium, Zoo, Wasserpark. Wir hätten es hier noch eine Weile ausgehalten, aber 5 Tage in Singapur schröpfen unsere Reisekasse ordentlich, und so radeln wir über eine Brücke von der Insel und sind schon im nächsten Reiseland Malaysia.
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Liebe Grüße an alle,
Ole.