Da sind wir, auf der indonesischen Insel Bali im tropischen Asien, fast 19 Stunden Flugreise von Berlin entfernt. Auch unsere Ausrüstung hat zum Glück vollständig, unbeschädigt und zeitgleich mit uns ihr Ziel erreicht. Den Inhalt dreier riesiger Kartons setzen wir am Flughafen zu zwei Kurzliegerädern und einem zweispurigen Kinderanhänger zum Mittreten zusammen. Wir beladen die Gefährte mit zusammen ca. 43 Kilogramm Gepäck und stürzen uns in den südostasatischen Verkehr.
Linksverkehr, Lärm, eine unendliche Anzahl an Mopeds, Chaos. Reißverschlussprinzip – Verkehr und Gegenverkehr greifen ineinander, heißt, es wird in jede Fahrtrichtung die ganze Straßenbreite genutzt. Mopeds vergraben unter Zuladung, besetzt mit bis zu 5 Personen, die Oma quer, die Kleinkinder stehend. „Die Verkehrsinfrasruktur in Indonesien leidet […] generell am mangelnden Risikobewußtsein der Verkehrsteilnehmer.“, schreibt das Auswärtige Amt. Dennoch fühlen wir uns nicht unwohl, denn alle fahren miteinander, nicht aggressiv. Fährt jemand auf die Straße, macht er das, ohne zu schauen. Der fließende Verkehr weicht aus. Abwartend und mit ausreichendem Abstand werden wir überholt.
Es ist spannend, wieder eine lange Radreise zu machen. All das exotische Treiben um uns herum. Kein Grund aufgeregt zu sein nach 52 mit dem Rad bereisten Ländern, beruhige ich mich, und doch bin ich immer noch neugierig. Jeden Tag gibt es etwas zu entdecken – reich verzierte, hinduistische Tempel allerorten, kleine Tempel an jedem Haus, Reisfelder, Affen und andere Tiere, neues Essen und und und.
Wie wird unsere 4-jährige Tochter Lara mit all dem umgehen? Wie wird sie unsere Reise beeinflussen? „Lara guck mal hier!“ „Lara sieh mal da!“ Aber Lara ist entspannter als wir. Sie ist kindlich unvoreingenommen. Defizite, zum Beispiel hygienische, machen ihr nichts aus. Und sie entscheidet, was besonders ist, was fesselnd. Und das ist der Hotelpool, das sind Ratten – eine lief am zweiten Abend im Restaurant an unserem Tisch vorbei – das sind Schlangen, und vor allem die vielen Geckos, die abends herauskommen und an Decken und Wänden kleben. Und auch der Umstand, daß vor allem sie, das süße, blonde Mädchen, diejenige ist, mit der sich viele Indonesier gerne fotografieren lassen wollen, macht ihr bisher nichts aus.
Aber auch unsere Räder sorgen für Staunen. „Hello!“ und „Good, good!“, lachende Menschen und erhobene Daumen sind unsere ständigen Begleiter.
Wir entschließen uns, die Insel einmal zu überqueren. Das heißt, es geht über die Berge. Das dabei aufgezeichnete Streckenprofil ergibt geglättet einen sauberen Parabelast. Ohne jeglichen Meter Gefälle zwischendurch (eine kleine Ausnahme kurz vor dem höchsten Punkt) geht es steiler werdend immer aufwärts. Das schätzungsweise beinahe 150 Kilogramm schweren Papa-Tochter-Gespann wird mit jedem zusätzlichen Steigungsprozent spürbarer, rückwärts ins Tal gezogen. Es wird so steil, daß wir alle paar hundert Meter stoppen müssen. Ich habe das Gefühl, die Kette könnte jeden Moment reißen. Oberschenkel und Sonne brennen bei etwa 30°C im Schatten um die Wette. Lara treibt an: „Warum halten wir schon wieder an?“, ich solle doch mal treten, ob sie alles alleine machen müsse.
Gut, daß wir nicht aus der anderen Richtung gekommen sind. Über 1400 Höhenmeter vernichten wir auf 20 Kilometern Fahrstrecke, unterbrochen nur, um die Bremsen abzukühlen.
Die zwei Bergetappen waren eine erwartete Anstrengung. Abgesehen davon wollen wir es langsam angehen lassen und uns akklimatisieren, wozu Bali ein paar gemütliche Plätze für radfahrfreie Tage bietet.
Am Ende des vom Hinduismus geprägten Bali-Abschnitts tauchen die ersten Moscheen auf, und am letzten Abend wird der hinduistische Gesang als Aufruf zum Gebet abgelöst vom Aufruf des muslimischen Muezzins.
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Alles Gute zum Kindertag – an die Großen wie an die Kleinen ;J
Danke für die schönen Fotos und Berichte! Lieben Gruß von uns Fünfen hier in Berlin sowie von Tommy und Familie. Weiterhin alles Gute!
Maik