Ein Plädoyer für das Liegerad

erschienen im „Fahrrad-Weltführer“ vom Reise Know-How Verlag, 4., komplett aktualisierte Auflage 2016

Helmut Hermann, Thomas Schröder
Fahrrad-Weltführer
ISBN: 978-3-89662-528-1

 

 

Ein Plädoyer für das Liegerad

Damit kann man fahren? Ich fahre doch. Als Reiserad? Gerade dafür. Auch in abgelegeneren Gebieten, über Himalaja und Anden, über steinige und sandige Pisten? Auch das machen einige mit dem Liegerad.

Argumente für und gegen das Liegerad gibt es viele, Vorurteile noch viel mehr. Teils stehen sich Liegerad-Hardliner und Normalrad-Fahrer gegenüber, die urteilen, obwohl sie nie auf einem Liegerad gesessen haben. Eine detaillierte Erörterung kann in diesem Rahmen nicht erfolgen, aber ein paar wesentliche Punkte seien hier genannt.

Wer sich auf die Alternative Liegerad einlässt, tauscht eine Sitzposition auf einer kleinen Auflagefläche, den Rücken wirbelsäulenungünstig nach vorn gebeugt, das Körpergewicht auf den Handgelenken abgestützt mit verspannten Schultern und hochgerenktem Kopf gegen das bequeme Liegen auf einem großflächigen Sitz und kann bei lockeren Schultern und Armen unverkrampft in die Landschaft blicken. Liegerad Fahren ist komfortabler und mutmaßlich gesünder. Das prädestiniert es insbesondere für lange Strecken.

Unwegsames Gelände, Schieben, Tragen – ich behaupte, wo man mit dem Liegerad nicht mehr fahren kann, muss man auch von einem schwer beladenen Normalrad steigen. Dank gutmütigen Fahrverhaltens selbst bei hoher Zuladung und Vollfederung hat sich das Liegerad während meiner Weltumradlung auch im direkten Vergleich zum Normalrad zum Beispiel auf schlechten Pisten im Sudan oder in Peru sehr gut geschlagen. Schieben und Tragen ist schwieriger, aber möglich. Größter Nachteil des Liegerads dürfte sein, dass einige Spezialteile verbaut sind, die unter Umständen schlecht oder gar nicht vor Ort ersetzt werden können.

Ist ein Liegerad schon hierzulande eine Seltenheit, so ist es in fast allen anderen Regionen der Welt ein UFO, ein unbekanntes fahrendes Objekt. Behält man die Nerven, wenn man umringt ist, zum hundertsten Mal vorführt und erklärt, dass dieses Gefährt keinen Motor hat, und lässt man die Staunenden gar mal probefahren, dann ist der Kontakt zu den Menschen über das Fahrrad von allein hergestellt. Das Gute: trotz des UFOs ist man kein Außerirdischer, sondern immer noch Radfahrer.

Zum Schluss das Wichtigste: Liegerad Fahren macht richtig Spaß. Probiert es aus!

Ein Plädoyer für das Liegerad

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